PayPal Update

Warum der Turnaround noch nicht geschafft ist

PayPal Update. Warum der Turnaround noch nicht geschafft ist.


Weiter geht’s mit der Update-Reihe, denn was nützen einem lauter Analysen, wenn man sich mit den Unternehmen nach den Analysen nicht mehr beschäftigt? Daher werfen wir nach der Analyse aus dem Oktober 2021 heute wieder einen Blick auf PayPal, die vor gut zwei Wochen ihre Zahlen zum abgelaufenen Quartal präsentiert habe. Seit der Bekanntgabe der aktuellen Zahlen und der Aufnahme des aktivistischen Hedgefonds Elliott Investment Management hat der Kurs der PayPal Aktie um knapp 30% zugelegt.

Ist der Turnaround geschafft? Schaun wir uns die Zahlen mal an.


Was ist positiv?


PayPal wächst weiter, zwar langsamer, aber PayPal wächst. Im Vergleich zum Vorjahr konnte der Umsatz um 9% gesteigert werden. Schön zu sehen ist, dass das vor allem durch die bereits bestehenden Kunden geschehen ist. Bei den Bestandskunden wurde ein Wachstum des Transaktionsvolumens in Höhe von 12% festgestellt. Auf der anderen Seite konnte PayPal 6% mehr Neukunden registrieren und somit den Kundenstamm auf 429 Millionen aktive Accounts ausbauen. Somit konnte eine der wichtigsten Kennzahlen eines Finanzunternehmens, die Höhe des „Payment Volumens“ um 16 % im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden. Das spricht dafür, dass der Trend des bargeldlosen Zahlens weiter anhält, trotz eines wieder aufgenommen realen Lebens.


gestiegenes Payment-Volumen und mehr aktive Accounts

Quelle: PayPal Investor Relations, Q2/22 Bericht

Weiter ist die Bilanz von PayPal positiv hervorzuheben. PayPal verfügt zum 30.06.2022 über einen Cash-Bestand von gut 15,6 Milliarden $, da machen einem selbst stark steigende Zinsen nicht aus, vor allem da die Gesamtschulden bei 10,6 Milliarden $ liegen und man somit auf einen Schlag schuldenfrei sein könnte.


Bilanz von PayPal

Quelle: PayPal Investor Relations, Q2/22 Bericht

Weiterhin ist positiv anzumerken, dass es PayPal geschafft hat, den Free Cashflow im Vergleich zum Vorjahr um 22 % auf 1,3 Milliarden zu steigern. Außerdem bedient sich PayPal eines beliebten Mittels, um etwas an die Aktionäre zurückzugeben und den Aktienkurs nach oben zu treiben, sie kaufen eigene Aktien zurück. Allein im zweiten Quartal wurden 8 Millionen Aktien im Wert von 750 Millionen $ zurückgekauft. Bei einem solchen Kurssturz durchaus sinnvoll. PayPal möchte aber noch weitergehen, in den Quartalszahlen gab es eine Ankündigung eines 15 Milliarden schweren Aktienrückkaufprogramms.


Was war negativ?


Zahlen von PayPal zum abgelaufenen zweiten Quartal 2022

Quelle: PayPal Investor Relations, Q2/22 Bericht

Wenn man sich diese Zahlen anschaut, fällt es einem schwer zu glauben, warum PayPal nach Bekanntgabe der Zahlen stark gestiegen ist, oder? Vorab möchte ich sagen, ich bin kein Fan der Non-GAAP Bilanzierungsmethode, denn die Definition ist sehr schwammig. Was ist denn ein Sondereffekt? Da kann man als Management alles reinpacken, was man nicht in der Bilanz stehen haben will.

Jetzt aber zu den Zahlen.

Und siehe da, PayPal hat einen Verlust in Höhe von 0,29 $ pro Aktie gemeldet. Das ist ein Wachstum von - 129 % im Vergleich zu Vorjahr. Obwohl der Umsatz im Jahresvergleich um 9 % gesteigert werden konnte, verringerte sich der operative Gewinn um 32 % auf 800 Millionen $.


Warum wurde ein Verlust gemeldet?


Das hat zwei Gründe, den ersten seht ihr in der nachfolgenden Grafik.


PayPals sinkenden Margen im Jahresvergleich

Quelle: PayPal Investor Relations, Q2/22 Bericht

Da wird es für mich noch unverständlicher, warum PayPal so stark gestiegen ist, wahrscheinlich hat der Markt noch viel schlimmere Zahlen erwartet, denn wenn wir einen Blick auf die Margen werfen, sieht das alles andere als gut aus. Die operative Marge bei den GAAP-Zahlen (nicht bereinigt um Sondereffekte) sank um 690 Punkte (6,9 %) auf gerade mal 11,2%.

Eine stark rückläufige Marge in Kombination mit dem zweiten Punkte, sehr stark gestiegenen Kosten können 9 % Umsatzwachstum einfach nicht ausgleichen.


In diesen Bereichen sind die Kosten PayPals stark gestiegen

Quelle: PayPal Investor Relations, Q2/22 Bericht

So stiegen die Kosten um mehr als das doppelte Umsatzwachstum, nämlich 18,22 % an. Die gestiegenen Kosten und die nachlassende Profitabilität haben den CEO veranlasste ein Kostensparprogramm in Höhe von 900 Millionen allein im Jahr 2022 zu verkünden. Diese 900 Millionen sollen zum einen durch bessere Konditionen bei Partnern wie Visa oder Mastercard erreicht werden, zum anderen werden Projekte wie Venmo oder auch der Kauf von Aktien in der PayPal-App eingestellt, bzw. gekürzt. Somit beschränkt man seine eigenen, zukünftigen Wachstumsmöglichkeiten.

Der Verlust resultiert also aus folgenden Punkten: weniger Wachstum, stark gestiegene Kosten, stark gesunkene Profitabilität.


Wie wirkt sich das auf die Bewertung von PayPal aus?

Bei PayPal bin ich bezogen auf die Bewertung etwas zwiegespalten, denn aufgrund der oben genannten Probleme (nachlassendes Wachstum, sinkende Margen) muss die Bewertung nach unten korrigiert werden, daher habe ich das bereinigte KGV von 35 auf 25 nach unten korrigiert. Wirft man nun einen Blick auf die Bewertung nach dem bereinigten KGV, erkennt man, dass PayPal aktuell fair bewertet scheint.


Bewertung von PayPal anhand des Free Cashflow und des bereinigten Gewinns

Quelle: aktienfinder.net, eigene Darstellung

Ich persönlich bevorzuge jedoch die Bewertung nach dem Free Cashflow, weil eben jener nur schwer zu manipulieren ist und er in vollem Umfang uns Aktionären zusteht. Basierend auf der Bewertung des Free Cashflows scheint die PayPal Aktie aktuell mit einem Kurs von 101,10 $ (Stand 12.08.2022) unterbewertet. Aus dieser Unterbewertung ergibt sich ein Renditepotential von 31,70 %.


Fazit


Das ein Wachstumsunternehmen Geld beim Wachstum sparen will gefällt mir gar nicht, daher nehme ich persönlich auch erstmal Abstand von einem Nachkauf. Wie ich bereit in meiner ausführlichen Analyse geschrieben habe, gefällt mir das Management von PayPals Konkurrenten Block (Square) deutlich besser, das hat sich mit der Entscheidung das künftige Wachstum zu beschränken weiter bestätigt.

Ich möchte mir das ganze noch ein paar Quartale anschauen, aber nachkaufen werde ich, zumindest jetzt, nicht.

Fazit: Halten



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Du bist selbst für deine Investitionsentscheidungen verantwortlich.

Ich selbst halte zum Zeitpunkt der Analyse PayPal Aktien, also beachte bitte einen möglichen Interessenskonflikt.



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Quellen:

aktienfinder.net

PayPal Investor Relations

unsplash.com

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